In der diesjährigen Ausgabe von Ask the Expert haben wir Conny Jost und Sandor Kersting, die Gründer von OverTheMaze, interviewt. Gemeinsam unterstützen sie Unternehmer und Organisationen dabei, ihr Geschäft basierend auf Purpose zu gestalten.
Conny und Sandor, wer seid ihr und was bewegt euch?
Wenn ich Sandor vorstellen will, kommen mir sofort seine 3 wichtigsten Werte in den Sinn: Neugier, abenteuerfreudig und Lebendigkeit. Mit Sandor zusammenzuarbeiten ist ein wundervolles Abenteuer. Denn in diesem Abenteuer gehst du gemeinsam einen Weg und entscheidest gemeinsam, wie dieser Weg aussieht. Das heißt, du weißt, egal wie sich der gemeinsame Weg entwickelt, er wird beiden einen Mehrwert geben.
Conny vorzustellen ist einfach. Sie ist ein strahlendes, fröhliches Wesen, das viel Freude an Verbindungen hat und es liebt, wenn Dinge sich entwickeln. Egal ob das Beziehungen, Unternehmen oder gemeinsame Experimente sind, sie achtet auf eine kontinuierliche Entwicklung, hat dabei viel Freude auch im Detail und behält vor allem den Nutzen für alle im Blick. <br>Mit ihr gemeinsam einen Weg zu gehen fühlt sich sonnig und verbindend an. Es gibt dir die Gewissheit, dass dabei gemeinsames Wachstum für alle entsteht.
Zusammen bewegt uns, dass wir es wirklich lieben, Lebenswelten zu gestalten, in denen Menschen und Unternehmen sich entfalten können. Wenn wir anderen ermöglichen, ihr Business wirklich zu leben und nicht nur zu betreiben, wissen wir, dass die Welt ein Stück reichhaltiger und wertvoller geworden ist. Das bewegt uns, das motiviert uns und macht uns jedesmal ein Stück glücklicher.
Was ist der Unterschied zwischen Vision, Mission, Werten und Purpose?
Oh, das ist eine tolle Frage. Als wir mit OverTheMaze gestartet haben, haben wir uns diese auch gestellt und gerne teilen wir die Antworten, die wir gefunden haben und für uns am hilfreichsten waren.
Die Vision ermöglicht einem Unternehmen ein klares Ziel in einer weiteren Zukunft festzulegen, das sie anstrebt und auch erreichen kann.
Die gelebten Werte eines Unternehmens zeigen die Prinzipien und Standards, die für ihr Handeln im Inneren und Äußeren wichtig sind.
Die Mission zeigt die grundlegenden Existenzgründe des Unternehmens, das Wozu, also was will das Unternehmen erreichen.
Der Purpose, der in einem Unternehmen besteht, gibt eine breite Richtung an. In diese Richtung bewegt sich das Unternehmen.
Den Menschen im Unternehmen gibt dieser Purpose eine einfache Klarheit über das, was wichtig ist. Er stärkt die Verbindung zueinander und so mit dem Unternehmen. Und Purpose ermöglicht eine langanhaltende, innere Freude über das gemeinsame Wirken.
Angenommen, eine Organisation möchte den Purpose definieren. Was ist Euer Tipp und wie sollen Sie vorgehen?
Purpose ist etwas, das schon da ist. Purpose ist aktiv. Er entsteht durch die Menschen und schimmert in den Handlungen und Erfahrungen immer wieder durch.
Du findest ihn in dem, was schon geschehen ist, in den von euch gelebten Werten, in dem, was euch wichtig ist zu tun und in dem, was euch zusammen in die Zukunft zieht. Er ist ein starker Richtungsgeber. Und wenn du die Essenz davon in einen kurzen Satz packst, den jeder der beteiligt ist, emotional spürt, weil er ihn bewegt, dann hast du Purpose sichtbar.
Purpose gibt es auf verschiedenen Ebenen. Auf ganz individueller Ebene ist es der Personal Purpose. Als leitende Frage kannst du folgende für dich nutzen: “Was ist es, dass so bedeutend ist, dass du es in deinem Leben immer wieder voranbringst und erzeugst?”
Auf der Ebene einer Organisation ist es Shared Purpose und folgende leitende Frage hilft: “Was entsteht immer wieder und was wird immer wieder sichtbar, dadurch, dass ihr als Organisation zusammenarbeitet?”
Oder noch eine Ebene darüber ist es dann der Overarching Purpose, der losgelöst und über die einzelne Organisation hinausgeht. “Was bewirken wir im Großen Ganzen immer wieder und wozu tragen wir bei?” Hier machst du den Impuls sichtbar, den Impact.
Je nachdem auf welcher Ebene du jetzt in deinem Unternehmen Purpose greifbar machen möchtest, nimm möglichst viele Personen mit. Beteilige sie aktiv.
Was ist in Eurer Erfahrung das Schwierigste bei der Definition des Purpose?
Nach unserer Erfahrung gibt es zwei mögliche Hürden. Ein klares JA zu Purpose und das konkrete Verwenden des Purpose. Je nachdem, wo das Unternehmen in seiner Entwicklung steht.
Mit dem klaren JA meinen wir, dass es relevant ist, sich für den Purpose zu entscheiden. Denn erst wenn sich ein Unternehmen entschieden hat, einem Purpose zu folgen, können sie ihn leben.
Wenn ihr als Unternehmen euren Purpose sichtbar habt, braucht ihr den nächsten wichtigen Schritt, und dieser ist das konkrete Verwenden. Das bedeutet, dass ihr den Purpose und seine Bedeutung in die Unternehmensentscheidungen bewusst mit einfließen lässt. Andererseits, dass es durch die Unternehmenskultur möglich ist, sich als Mitarbeitende den Raum zu nehmen, sich dem Purpose bewusst anzuschließen. Damit sie den Purpose in ihrem Handeln spüren und nutzen können.
Warum ist das Thema so wichtig und warum sollten Unternehmen in dieses Thema investieren?
Ein Unternehmen verhält sich aus unserer Sicht wie ein lebender Organismus, der sich gerne wandelt und weiterbewegt. Dabei unterstützt es das Unternehmen und die Menschen, die in diesem Unternehmen wirken, ihren Purpose zu kennen.
Ein Shared Purpose gibt losgelöst von tagtäglichen Details und gerade in sich verändernden Situationen Klarheit, Identifikation und Richtung. Denn dieser gemeinsame Richtungsgeber zeigt: ”Das ist es, was wir leben und was uns wichtig ist”.
Ganz konkrete Effekte sind:
- Mehr Drive - "Ich bin Teil von etwas, das relevant ist, also mir und uns wichtig ist".
- Mehr Vertrauen - "Ich weiß, dass wir alle in diese gemeinsame Richtung gehen wollen".
- Einfachere Entscheidungen - weil es eine geteilte, übergeordnete Richtung gibt.
Wie sollten Unternehmen ihre Mitarbeiter in die Definition des Purpose einbeziehen?
Mitarbeitende aus verschiedenen Abteilungen haben jeweils eine andere Sicht auf das Unternehmen. Purpose ist, wie bereits erwähnt, schon vorhanden und liegt quer durch das gesamte Unternehmen.
Damit sich möglichst viele Mitarbeitende leicht und schnell mit dem Purpose identifizieren können, sich darin wiederfinden und ihn vom Start weg stärken können, hilft es, möglichst viele, im Idealfall alle, in den Prozess miteinzubeziehen.
Hat das Unternehmen seinen Purpose klar definiert, ist es auch für Neuankömmlinge leicht daran anzudocken, ihn aufzunehmen und gemeinsam mit den anderen zu leben.
Was ist das Geheimrezept für eine nachhaltige Verankerung des Purpose in der Organisation?
Das gesehen und geteilt wird, wie dieser Purpose in der Organisation aktiv gelebt wird. Das heißt, wie euer Purpose in einzelnen, konkreten Situationen sichtbar wird. Wie er in gemachten Erfahrungen, Erlebnissen und vor allem alltäglichen Begebenheiten zum Vorschein kommt. Und das in allen Bereichen des Unternehmens.
Zum Beispiel intern, wenn HR neue Mitarbeitende einstellt und weitererzählt, wie in den gelebten Prozessen eben jener Purpose für neue Kollegen spürbar geworden ist. Beim Kunden, wenn z.B. die neue Anlage installiert wird und eure Mitarbeitenden an ihre Kollegen weitergeben, wie sehr der Kunde sich über den positiven Ablauf gefreut hat. Oder im Verkauf, wenn eure Sales-Mitarbeitenden zeigen, wie sie den Purpose in Gesprächen und Präsentationen für Interessenten einfließen lassen.
Und dieses Austauschen und Weitererzählen kannst du jetzt als Organisation fördern, indem du es als fixen Bestandteil in Meetings oder bei Events verankerst und besonders dadurch, indem du es in den Business Alltag integrierst und es einfach machst.