In der aktuellen Ausgabe von Ask the Expert tauchen wir mit Tanja Laub, Community Strategin und Gründerin von Walkabout Media, tief in das Thema Mitarbeiter-Communities ein. Tanja teilt ihr umfangreiches Wissen und ihre Erfahrung in der Förderung und dem Aufbau von internen Mitarbeiter-Communities.
Tanja, wer bist du und was ist dein Bezug zum Community Management?
Mein Name ist Tanja Laub und ich arbeite seit 2006 im Bereich Communities. Ich unterstütze Personen dabei, eigene Communities aufzubauen und in einen besseren Dialog mit der Zielgruppe zu treten. Die Communities können sich sowohl an interne Zielgruppen, die Mitarbeitenden eines Unternehmens, oder externe Zielgruppen, wie Kunden, Interessenten, Geschäftspartner richten. Ich begleite Unternehmen bei jedem Schritt des Prozesses, von der Frage „Braucht es eine Community?“, - denn nicht immer ist eine Community die beste Lösung für die anstehenden Herausforderungen - bis hin zur strategischen Entwicklung. Dabei geht es um Fragen wie: Was soll mit der Community erreicht werden? Was motiviert die Zielgruppe? Welche Maßnahmen sind passend für die Community und welche Ressourcen braucht es?
Was ist eine interne Mitarbeiter-Community?
Eine interne Mitarbeiter-Community richtet sich an die Mitarbeitenden einer Organisation. Der Zweck einer solchen Community besteht darin, das Engagement und die Bindung der Mitarbeitenden zu fördern, die Unternehmenskultur zu stärken und letztendlich die Produktivität und Effizienz der Organisation zu steigern.
Die interne Mitarbeiter-Community kann durch verschiedene Kanäle und Methoden gefördert werden, wie beispielsweise Foren, Gruppen, analoge Treffen oder spezialisierte soziale Netzwerkplattformen, die speziell für den internen Gebrauch entwickelt wurden. Diese Plattformen bieten Funktionen wie Diskussionsgruppen, Chat-Räume, File-Sharing, Projektmanagement-Tools und so weiter, um den Bedürfnissen der Mitarbeitenden gerecht zu werden.
Es ist wichtig, eine klare Abgrenzung zwischen einer Community und einem Arbeitsteam zu ziehen. Während Arbeitsteams in der Regel auf spezifische Projekte oder Aufgaben fokussiert sind, mit festgelegten Zielen und Erwartungen, zeichnet sich eine Community durch ihre freiwillige Beteiligung und intrinsische Motivation der Mitglieder aus. In einer Community gibt es keine festen Ziele oder erwarteten Ergebnisse. Stattdessen liegt der Schwerpunkt darauf, Wissen, Erfahrungen und Ideen auszutauschen, um gemeinsam zu lernen und sich weiterzuentwickeln. Diese offene und flexible Struktur fördert Kreativität, Zusammenarbeit und ein stärkeres Zusammengehörigkeitsgefühl innerhalb der Organisation.
Deiner Meinung nach: Warum sollten Unternehmen in den Aufbau von Mitarbeiter-Communities investieren?
Unternehmen sollten in den Aufbau von Mitarbeiter-Communities investieren, weil sie eine Reihe von Vorteilen bieten, die sich positiv auf die Organisation auswirken können.
- Stärkung der Unternehmenskultur: Eine engagierte und gut vernetzte Community fördert den Zusammenhalt und die Identifikation der Mitarbeitenden mit der Organisation und ihren Werten.
- Verbesserte Kommunikation und Zusammenarbeit: Interne Communities erleichtern den Informationsaustausch, fördern die Zusammenarbeit und unterstützen das Teilen von Wissen und Best Practices innerhalb der Organisation. So wird Doppelarbeit vermieden und die Mitarbeitenden haben mehr Zeit für Ihre Projekte. Auch geht das Wissen nicht verloren, wenn eine Person das Unternehmen verlässt.
- Erhöhte Mitarbeiterbindung: Indem Unternehmen eine Umgebung schaffen, in der sich Mitarbeitende gehört und wertgeschätzt fühlen, erhöhen sie deren Zufriedenheit und Loyalität, was wiederum die Fluktuation verringern kann.
- Förderung der Innovation: Interne Communities bieten einen Raum, in dem Ideen und Vorschläge offen geteilt und diskutiert werden können, was die Innovationskraft innerhalb der Organisation erhöht.
- Beschleunigtes Lernen und persönliche Entwicklung: Durch den Austausch von Wissen und Erfahrungen können Mitarbeitende voneinander lernen und in ihrem Fachgebiet und darüber hinaus wachsen.
- Beziehungsaufbau: Interne Communities fördern den Aufbau von Beziehungen und Netzwerken, die für die persönliche und berufliche Entwicklung der Mitarbeitenden wichtig sind.
Es ist wichtig, die spezifischen Herausforderungen und Anforderungen der Organisation zu berücksichtigen, um eine Community zu entwickeln, die einen wirklichen Mehrwert schafft und die Mitarbeitenden effektiv unterstützt.
Was macht eine erfolgreiche Mitarbeiter-Community aus und was sind die Schlüsselfaktoren, die zum Erfolg führen?
Eine erfolgreiche interne Community zeichnet sich durch mehrere Schlüsselelemente und -praktiken aus, die zur Förderung des Engagements, der Zusammenarbeit und des Wachstums innerhalb der Organisation beitragen:
- Klare Ziele und Vision: Eine erfolgreiche Community hat klar definierte Ziele und eine Vision, die den Mitarbeitenden einen gemeinsamen Zweck und ein Verständnis für die Bedeutung ihrer Beteiligung vermittelt.
- Offene Kommunikation: Eine offene Kommunikationskultur, die den Austausch von Ideen, Wissen und Meinungen fördert, ist entscheidend für das Funktionieren einer erfolgreichen Community.
- Wertschätzung und Anerkennung: Eine erfolgreiche Community erkennt die Beiträge der Mitglieder an und fördert ein Gefühl der Wertschätzung und Anerkennung, das das Engagement und die Motivation der Mitarbeitenden erhöht.
- Regelmässige Aktivitäten und Veranstaltungen: Eine aktive Community organisiert regelmässig Veranstaltungen, Workshops und Diskussionen, um die Zusammenarbeit, das Lernen und den Informationsaustausch zu fördern.
- Monitoring und Anpassungsfähigkeit: Eine erfolgreiche Community misst ihre Erfolge und passt ihre Strategien und Taktiken kontinuierlich an, um auf Veränderungen in der Organisation und die Bedürfnisse der Mitglieder zu reagieren.
Der Aufbau einer Community ist ein langfristiger, strategischer Prozess. Dieser braucht Zeit und die entsprechenden Ressourcen.
Welche Arten von Mitarbeiter-Communities gibt es, und zu welcher Art von Unternehmen passen sie am besten?
Es gibt verschiedene Arten von internen Communities, die auf unterschiedliche Bedürfnisse und Ziele der Organisation abgestimmt sind. Anbei ein paar Beispiele der häufigsten internen Community-Arten:
Learning-Communities: Diese Communities konzentrieren sich auf die persönliche und berufliche Weiterentwicklung der Mitarbeitenden durch Schulungen, Workshops und Peer-to-Peer-Lernen. Sie passen gut zu Unternehmen, die Wert auf kontinuierliche Weiterbildung und Entwicklung ihrer Mitarbeitenden legen.
Guide-Communities: In diesen Communities fungieren erfahrene Mitarbeitende als Mentoren oder Guides, die ihr Wissen und ihre Erfahrung mit neuen oder weniger erfahrenen Kolleginnen und Kollegen teilen. Guide-Communities eignen sich besonders für Unternehmen, die eine Kultur des Wissensaustauschs und der gegenseitigen Unterstützung fördern möchten.
Freizeit-Communities (z. B. Laufgruppen): Diese Communities richten sich an gemeinsame Hobbys oder Interessen und fördern den Aufbau von Beziehungen und Netzwerken unter den Mitarbeitenden außerhalb des Arbeitsumfelds. Sie passen gut zu Unternehmen, die Wert auf eine starke Unternehmenskultur und ein ausgeprägtes Zusammengehörigkeitsgefühl legen.
Nachhaltigkeits-Communities: Diese Communities fokussieren sich auf Umwelt- und Sozialthemen und unterstützen Initiativen, um das Unternehmen nachhaltiger und sozial verantwortlicher zu gestalten. Sie eignen sich besonders für Unternehmen, die ihre Nachhaltigkeitsziele erreichen und ein Umweltbewusstsein unter den Mitarbeitenden fördern möchten.
Wie können Unternehmen den Aufbau von Mitarbeiter-Communities fördern?
Unternehmen können den Aufbau von Mitarbeiter-Communities fördern, indem sie eine unterstützende Kultur schaffen, die Zusammenarbeit, Wissensaustausch und Engagement fördert. Dies schafft ein günstiges Umfeld für das Entstehen von Communities. Zudem braucht es angemessene Ressourcen und die Unterstützung von Führungskräften.
Führungskräfte sollten sich aktiv für die Entwicklung und Pflege von Communities einsetzen und als Vorbilder für Zusammenarbeit und Engagement fungieren. Indem sie den Wert von Community-Initiativen anerkennen und fördern, tragen sie zur Motivation der Mitarbeitenden bei.
Die Bereitstellung von Ressourcen, wie Arbeitszeit, Budget, Schulungen und Kommunikationsplattformen, ist ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Förderung von internen Communities. Unternehmen sollten in die Kompetenzentwicklung von Community-Verantwortlichen und Mitgliedern investieren, um ihnen die notwendigen Fähigkeiten und das Wissen zu vermitteln, um effektiv zusammenzuarbeiten und die Ziele der Community zu erreichen.
Die Integration von Community-Initiativen in bestehende Unternehmensprozesse und Strukturen erleichtert die Zusammenarbeit und den Wissenstransfer über verschiedene Abteilungen und Hierarchieebenen hinweg. Um Synergien zu nutzen, sollten Unternehmen den Aufbau von internen Communities aktiv unterstützen, indem sie entsprechende Rahmenbedingungen schaffen.
Letztendlich steht und fällt alles mit der intrinsischen Motivation und dem Engagement der Mitarbeitenden, deswegen ist es wichtig, dass diese genug Freiraum haben, um sich individuell einzubringen.
Wenn dies gegeben ist, dann sind Communities für beide Seiten einen Gewinn, für die Organisation und jeden einzelnen Mitarbeitenden.